Archäologie als Spurensicherung

von Cornelius Holtorf

Inhalt

Abschnitt 1
Abschnitt 2
Abschnitt 3
Literaturnachweis

 

Achim Gründel und Helmut Ziegert argumentierten in einem Aufsatz von 1983, daß die moderne Archäologie “[i]n ihrem Ziel, früheres Verhalten von Menschen aus den Spuren eben dieses Verhaltens zu erschließen” eng mit der Kriminalistik verwandt sei. Massimo Pallotino sah das schon 1968 ganz genauso (1968: 12):

 

“If we were to compare the reconstruction of the past with a large-scale police inquiry or a trial, tradition would be the equivalent to the depositions of the witnesses, and archaeological data would represent the material evidence: the former eloquent and circumstantial, but not always reliable; the latter fragmentary, not always clear in meaning, but in themselves incontrovertible. In the hunt for clues, in the ingenuity required to fit them into place, in the effort to interpret them logically, archaeologists do in fact very closely resemble criminal investigators. They operate on the front line of historical research like true detectives of the past.”

Auf den ersten Blick sind tatsächlich sowohl die Archäologie wie auch die Kriminalistik darauf bedacht, in der Gegenwart zu beobachtende Resultate mit Hilfe von handfesten Indizien zu erklären und dadurch Vorgänge, die sich in der Vergangenheit abgespielt haben, zu verstehen (zur dabei verwendeten abduktiven Vorgehensweise: Strinnholm 1998).

Der Detektiv ist der Archäologe des Verbrechens. Der Archäologe ist umgekehrt der Detektiv, der der Vergangenheit auf die Spur kommt. Er steht außerhalb des Geschehens und analysiert kleinste Spuren mit naturwissenschaftlichen Methoden und scharfem Verstand, schließlich zu einem Urteil kommend. Sowohl der Archäologe wie auch der Detektiv operieren dabei mit konkreten, beobachtbaren Fakten, die oft unbeabsichtigt hinterlassen wurden. Weil sie im Unterschied zu menschlicher Erinnerung nicht tendenziös seien und sichere Urteile erlaubten, könnten sie menschliche Zeugen manchmal sogar objektiv berichtigen. So wird das jedenfalls gelegentlich dargestellt oder impliziert (z. B. A. Assmann 1999: 209, 213, 317; J. Assmann 1996: 18f.; Pearson & Thomas 1994: 145-52; Traxler 1983, Mante im Druck).

Tatsächlich haben Archäologen und Kriminologen auch gelegentlich schon erfolgreich zusammengearbeitet, z. B. in großflächigen Oberflächensurveys und bei der Rekonstruktion von Gesichtern auf der Grundlage von Schädeln (Gerasimow 1968; Hunter et al. 1996). Man spricht hier bereits von einer entstehenden neuen archäologischen Unterdisziplin, der Forensischen Archäologie (Cox 2001).

Historisch gesehen entwickelten sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur die moderne Kriminalistik mit ihren empirischen Beweismethoden und die moderne Archäologie parallel zueinander, sondern auch das Genre des Detektivromans entstand in dieser Zeit (Patzek et al. 1999: 398; Neuhaus 1999).

Von Arthur Conan Doyle’s Sherlock Holmes wissen wir, daß er in The Hound of the Baskervilles in einem frisch ausgegrabenen neolithischen Steinhaus unterkommt, um unerkannt vor Ort seine detektivischen Recherchen vorzunehmen (Thomas 1976: 313; Neuhaus 1999: 429).

Die weltberühmte Kriminalschriftstellerin Agatha Christie war sogar mit einem Archäologen verheiratet (Max Mallowan) und hat ihn oft auf seinen Ausgrabungen im Vorderen Orient begleitet, wie eine derzeit wandernde Ausstellung hinlänglich belegt (Trümpler 1999). Sie betrachtete die Archäologie als ein Puzzle der Vergangenheit und sprach oft über die offensichtlichen Parallelen zwischen der Arbeit von Archäologen und Detektiven (Joan Oates, pers. Mitt.). Nicht zufällig geht es in ihrem Roman Murder in Mesopotamia (1994) um Vorfälle auf einer Ausgrabung, bei der es sich offenbar um ein Abbild von Woolleys Grabung in Ur handelt (Patzek et al. 1999: 394). Detektiv Hercule Poirot erinnert sich in einer späteren Episode wie folgt:

 

“Einmal wurde ich zu einer archäologischen Expedition gerufen, und ich habe dort etwas gelernt. Wenn bei einer Grabung etwas aus dem Boden kommt, wird alles Umliegende sehr sorgfältig gesäubert. Man nimmt die lose Erde weg, man kratzt hier und dort mit einem Messer, bis schließlich der Gegenstand hervorkommt, um ganz für sich gezeichnet und fotografiert zu werden, ohne daß irgend etwas Umliegendes die Aufzeichnung verwirrt. Genau das habe ich versucht zu tun, das nicht Dazugehörige beiseite zu schaffen, so daß wir die Wahrheit und nicht als die nackte Wahrheit sehen können.” (zitiert nach Patzek et al. 1999: 394)

Offenbar ist Poirot zum Teil von archäologischen Methoden inspiriert und am Ende des mesopotamischen Abenteuers spricht ihm der Archäologe Dr. Leidner ein großes Lob aus: “You would have made a good archaeologist, M. Poirot. You have the gift of re-creating the past” (Christie 1994: 215). Die Ironie der Geschichte liegt darin, daß am Ende ausgerechnet die archäologischen Fähigkeiten des Detektivs den Archäologen selbst als Täter überführen.

Auch eine Reihe von Archäologen haben sich am Verfassen von Kriminalromanen versucht, darunter Stanley Casson aus Oxford, der interessanterweise auch Max Mallowan’s Tutor gewesen war, und Glyn Daniel aus Cambridge, dessen Detektivfigur seinerseits ein Archäologe ist (Thomas 1976: 314f.; Mann 1981; Neuhaus 1999: 430f.).

Die Verbindungen von Kriminalistik und Archäologie reichen aber noch weiter. Michael Shanks hat vor einigen Jahren auf die Ähnlichkeiten zwischen archäologischem Diskurs und einem Gerichtsprozeß hingewiesen:

 

“Archaeology is judiciary. The archaeologist is judge and clerk of the court. The past is accused. The finds are witnesses. As in Kafka, we do not really know the charge. There is plenty of mystery. Archaeology follows the process of the law: inquiry (the accused and witnesses are observed and questioned, tortured with spades and trowels); abjudication (the archaeologist reflects on the mystery and gives a verdict); inscription (the archaeologist records trial and sentence, publishes for record of precedence).” (Shanks 1992: 54)

Dies wurde wörtlich genommen in einem Untersuchungsausschuß über den Cerne Giant in Dorset (Darvill et al 1999). Das Thema der Untersuchung war die in den anstehenden Kalk eingehackte Figur eines Riesen und man wollte dazu beitragen herauszufinden, wie alt diese Darstellung tatsächlich ist und was sie uns heute zu sagen hat. Der Ausschuß tagte am 23. Mai 1996 vor einem zahlreichen Publikum im Gemeindesaal von Cerne Abbas. Das ganze wurde von der BBC gefilmt, die die Debatte in der Form eines Gerichtsdramas darstellen wollte. Drei unterschiedliche Hypothesen wurden vom Ausschuß behandelt: daß der Riese vorgeschichtlichen bzw. römisch-zeitlichen Ursprungs ist; daß er mittel- oder nachmittelalterlich ist; und schließlich, daß er ganz unabhängig seines Alters von Bedeutung ist. Tim Darvill, Ronald Hutton und Barbara Bender fungierten als Anwälte für je eine dieser Hypothesen. Zusätzlich zu ihren eigenen Plädoyers hatten alle drei jeweils eine Reihe unabhängiger Experten als Zeugen eingeladen. Der Ausschuß wurde geleitet von Gutachtern, die auch das Kreuzverhör und die Befragung der Zeugen koordinierten. Das Publikum seinerseits wurde zur Geschworenen gemacht und entschied sich schließlich mit großer Mehrheit für die Hypothese des vorgeschichtlichen bzw. römisch-zeitlichen Ursprungs des Cerne Giant.

Doch zurück zum Spurenlesen. In einem berühmten Aufsatz über ‘Spurensicherung’ (1995) hat Carlo Ginzburg argumentiert, daß es ein epistemologisches Modell des Spurenlesens gebe, sozusagen ein ‘Indizienparadigma’. Dieses habe sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Humanwissenschaften ausgebreitet, obwohl seine Ursprünge sehr viel weiter zurückreichen und mit dem Fährten- und Spurenlesen von Jägern und frühen Formen des Wahrsagens in Verbindung gebracht werden könnten (Wahrsagen ist Spurenlesen in umgekehrter Richtung, d.h. zukunftsorientiert). Ginzburg stellt so einen epistemologischen Zusammenhang zwischen einer Reihe ganz verschiedener Bereiche her, in denen allesamt auf prinzipiell ähnliche Art und Weise kleinste Spuren gelesen werden, um ihnen zugrundeliegende Ursachen zu erschließen.

Von Hercule Poirot, Sherlock Holmes und der Bedeutung von Indizien in der modernen Kriminalistik war schon die Rede. Eine weitere relevante Disziplin, die Ginzburg diskutiert, ist die Kunstgeschichte. Giovanni Morelli entwickelte eine Methode, die Maler unsignierter Bilder anhand scheinbar nebensächlicher Details identifizieren kann. Morelli argumentierte, daß sich in den Darstellungsweisen von Details wie Ohrläppchen, Nasen, Fingernägeln und Zehen gelernte Techniken und unbewußte Routinen eines individuellen Malers besser spiegeln als in auffälligeren Merkmalen, die leicht kopierbar sind. Mit Hilfe dieser Methode werden nicht nur Zuweisungen zu bestimmten Malerpersönlichkeiten möglich, sondern manche Bilder überhaupt erst authentisiert. Die gleiche Methode ist später von John Beazley, dem Klassischen Archäologen, zur Identifizierung von Malern rot- und schwarzfiguriger Vasen und deren ‘Schulen’ angewandt worden. Sie hat in der Klassischen Archäologie bis heute zahlreiche Anhänger gefunden (Whitley 1997).

Auf prinzipiell ähnliche Weise schließt auch die Medizin von bestimmten regelhaften, unintendierten Symptomen auf deren Ursache, die es im Heilungsprozeß positiv zu beeinflussen gilt. Sehr deutlich wird dieses Indizienparadigma inbesondere in der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Freud, Morelli und Conan Doyle hatten gemeinsam, daß sie alle als Ärzte ausgebildet waren und möglicherweise deshalb ähnlich dachten (Ginzburg 1995; vgl. Meyer 1993: 158).

Freud war nicht nur ein Fan von Sherlock Holmes, sondern er kannte auch einige von Morellis Aufsätzen (Lorenzer 1985). So wundert es kaum, daß er eine direkte Analogie zwischen der Methode der Psychoanalyse, den Ansätzen von Holmes und Morelli und der Archäologie sah. Gleich einem Detektiv, schrieb Freud (1969: 52), solle man in der Psychoanalyse “die kleinen Anzeichen nicht unterschätzen; vielleicht gelingt es, von Ihnen aus Größerem auf die Spur zu kommen.” Für Freud, der nicht nur lebhaft die archäologischen Entdeckungen seiner Zeit in Pompeji, Rom, Knossos und Troia verfolgte, sondern auch ein begeisterter Museumsbesucher und Antikensammler war, entsprach die frühe Kindheit der menschlichen (Vor-)Geschichte, deren Überreste und Ruinen im Laufe der Zeit verdrängt und verschüttet werden (Bernfeld 1951; Mertens und Haubl 1996; Reinhard 1996; Brumlik 1998).

Träume und neurotische Persönlichkeitsstörungen waren Freuds bevorzugte Ausgrabungsstätten. Genau wie ein Archäologe Fragmente antiker Zivilisationen durch Ausgraben freilege, so betrachtete er den Psychoanalytiker als in der Lage unvollständig erhaltene Erinnerungen und Überbleibsel aus der frühen Kindheit eines Patienten freizulegen, die zuvor unter Schichten von Amnesie verschüttet und im Unbewußten verborgen waren, und aus ihnen vollständige psychische Konstellationen zu rekonstruieren. Freud schrieb in Konstruktionen in der Analyse, daß die Arbeit des Analytikers eine weitgehende Übereinstimmung mit der des Archäologen zeige:

 

“Sie ist eigentlich damit identisch, nur daß der Analytiker unter besseren Bedingungen arbeitet, über mehr Hilfsmaterial verfügt, weil er sich um etwas noch lebendes bemüht, nicht um ein zerstörtes Objekt… Aber wie der Archäologe aus stehengebliebenen Mauerresten die Wandungen des Gebäudes aufbaut, aus Vertiefungen im Boden die Anzahl und Stellung von Säulen bestimmt, aus den im Schutt gefundenen Resten die einstigen Wandverzierungen und Wandgemälde wiederherstellt, genauso geht der Analytiker vor, wenn er seine Schlüsse aus Erinnerungsbrocken, Assoziationen und aktiven Äußerungen des Analysierten zieht. Beiden bleibt das Recht zur Rekonstruktion durch Ergänzung und Zusammenfügung der erhaltenen Reste unbestritten. Auch manche Schwierigkeiten und Fehlerquellen sind für beide Fälle die nämlichen. Eine der heikelsten Aufgaben der Archäologie ist bekanntlich die Bestimmung des relativen Alters eines Fundes, und wenn ein Objekt in einer bestimmten Schicht zum Vorschein kommt, bleibt es oft zu entscheiden, ob es dieser Schicht angehört oder durch eine spätere Störung in die Tiefe geraten ist” (zitiert nach Brumlik 1998: 73).

Freud war ein Stammkunde des Antikenhändlers Robert Lustig in Wien, den er etwa zweimal die Woche besuchte, wenn er nicht selbst in Freud’s Wohnung kam. Nach und nach nahmen sein Büro und Arbeitszimmer den Charakter eines Museums an, das Freud ganz offensichtlich in seiner Arbeit inspirierte. Bei seinem Tod umfasste die Sammlung über 3.000 Stücke, von denen die meisten noch heute im Londoner Sigmund Freud Museum zu sehen sind (Forrester 1994; Gamwell und Wells 1996; Marinelli 1998).

Kurioserweise wird die Archäologie in Ginzburg’s Aufsatz nicht herangezogen, obwohl sie ohne Frage nicht nur selbst methodisch stark von der Idee des Spurenlesens bestimmt wird, sondern eben auch das Indizienparadigma selbst mitgeprägt hat (Zintzen 1998: 239 und passim). Neuere symbolische und semiotische Ansätze teilen mit der Vorstellung vom ‘archaeological record’ der New Archaeology die Charakteristik, daß es ihnen darum geht, anhand einer genauen Analyse von Funden und Befunden der Vergangenheit ‘auf die Spur zu kommen’ (vgl. Patrik 1985; Pearson and Thomas 1994: 155-6). Wie das Beispiel Sigmund Freuds zeigt, läßt sich Ginzburg’s Indizienparadigma, das er selbst auf das Modell der medizinischen Semiotik zurückführt (1995: 15), ebensogut oder besser als ein archäologisches Paradigma verstehen. Da passt es gut, dass selbst die erz-kriminalistische Fingerabdruckmethode ihren Ursprung in den privaten archäologischen Studien an prähistorischen Töpfen hat (Mante im Druck).

***

Bislang habe ich von der Archäologie als einer bestimmten Art des Spurensicherns und Spurenlesens allgemein gesprochen. In dieser Perspektive bedient sich die Archäologie dieses methodischen Ansatzes für ihre eigenen Ziele, nämlich der Rekonstruktion der Vergangenheit.

Nun kann man meinen Titel – Archäologie als Spurensicherung – aber auch anders lesen, und zwar indem man die Betonung auf die zweite Hälfte dieser Nebeneinanderstellung legt und den Begriff Spurensicherung als Namen kursiv schreibt. Archäologie also in der speziellen Manifestation der Spurensicherung. Was damit gemeint ist, muß ich nun zunächst erläutern, bevor ich in einem dritten Abschnitt versuchen werde, beide Stränge wieder miteinander zu verbinden.

Wenn ich von Spurensicherung in Anführungsstrichen spreche, beziehe ich mich natürlich auf die nachwievor einflussreiche Kunstrichtung mit demselben Namen. Sie fand ihren Anfang in einer Hamburger Austellung von 1974, die eine Reihe an archäologischer Methode interessierte Künstler erstmals zusammenbrachte (Metken 1977; siehe auch Metken 1996; Schneider 1999; Einzig 1996). Zu den bedeutendsten Vertretern zählen Patrick und Anne Poirier, Nikolaus Lang, Paul-Armand Gette und Charles Simonds. Ebenfalls hinzuzurechnen aus jüngerer Zeit sind unter anderem Susan Hiller, Mark Dion, und Nigel Poor.

Ich möchte zwei Beispiele geben. Zunächst Anne und Patrick Poirier (Metken 1977: 57-76; Poirier and Poirier 1994; Jussen 1999). Beide wurden 1942 geboren und ihre späteren Arbeiten sind wesentlich von ihren Kindheitserfahrungen im zerstörten Frankreich der Nachkriegszeit beeinflusst. Als sie 1970 gemeinsam die Überreste buddhistischer Tempel in Angkor in Kambodscha besuchten, wurde ihr Interesse an der Archäologie geweckt, das bis heute anhält. Ihre künstlerischen Arbeiten drehen sich seitdem vor allem um zwei eng verwandte Themen: die Zerbrechlichkeit und Zerstörung von Kulturen und Zivilisationen, und die Wichtigkeit des kollektiven Gedächtnisses. Anne und Patrick Poirier bezeichnen sich deshalb übrigens auch selbst häufig als ‘Archäologen’. Anne Poirier drückte ihr gemeinsames Interesse in einer Diskussion 1998 in Göttingen so aus: “Our work is about the possibility of the past and the impossibility of the future.”

Ein gutes Beispiel ist ihre Arbeit Ostia Antica (1971/2), das auf einer zweimonatigen Erkundung der archäologischen Ausgrabungsstätte von Roms Hafen beruht. Die Arbeit besteht aus verschiedenen Teilen. Zunächst gibt es einen 3 m langen Plan von Ostia Antica, der aus ihren eigenen Erfahrungen des Platzes entstanden ist und einem archäologischen Plan ähnelt, aber nicht mit ihm identisch ist. Dann gibt es ein grosses Miniaturmodell der Ruinenstätte (11 x 6 m), das auf diesem Plan und den eigenen Erinnerungen der Poiriers beruht und ein volles Jahr Arbeit darstellt. Drittens, eine Serie von dünnen Papierabdrücken von Hausteilen, Wänden und Mosaiken. Schließlich mehrere Notizbücher, die nicht nur Beschreibungen und Kommentare der Künstler enthalten, sondern auch einige gepresste Blumen und etwas Erde. Es wird sofort klar, daß dies nicht ein Versuch ist, die alte Stadt zu rekonstruieren, sondern viel eher eine Art Wiedergeburt der Ruinenstätte in der Gegenwart unter dem Vorzeichen der Erinnerung. Das Ziel ist es nicht eine bestimmte Ausgrabungsstätte so akkurat wie möglich festzuhalten oder uns irgendetwas Neues über Ostia Antica beizubringen, sondern ein sehr persönliches Erlebnis der Überreste dieses Platzes zu dokumentieren und dadurch einen visuellen Kommentar zu Themen wie Altern, Verfall und kollektiver Erinnerung anzubieten.

Mein zweites Beispiel ist der amerikanische Künstler Mark Dion, der sich zunächst von bestimmten älteren Methoden der Naturwissenschaften und in jüngerer Zeit auch von der Archäologie hat inspirieren lassen (Dion 1997; Corrin et al 1997; Coles and Dion 1999). In seinen früheren Arbeiten hat sich Dion oft auf die Naturforscher des 18. und 19. Jahrhunderts bezogen, die auf Entdeckungsreisen in entlegenden Teilen der Welt als Sammler und Typologen der Naturgeschichte auf der Spur waren. Dion ahmte nicht nur ihre Arbeitspraktiken im Feld und im Labor nach, sondern auch die zur gleichen Zeit beliebten Kuriositätenkabinette sowie die entstehenden Publikationen. Eines seiner Werke trägt den Titel “Taxonomie ungefährdeter Tierarten” (The Taxonomy of Non-Endangered Species, 1990) und zeigt Micky Maus vor einem Regal auf einer Leiter stehend, das beschriftete Glasbehälter mit in Alkohol eingelegten Spielzeugtieren enthält. In einer anderen Arbeit, “Ein Meter Dschungel” (A Meter of Jungle, 1992), entfernte Dion einen Kubikmeter Erde aus dem Brasilianischen Regenwald und transportierte ihn in einen Ausstellungsraum, wo er dessen kompletten Inhalt sortierte, klassifizierte und schließlich seine Sammlung ausstellte.

Quasi ein archäologischer Fundplatz der Zukunft entstand 1994 in der Form eines zeitgenössischen Kinderzimmers, das nur mit solchen Möbeln, Spielzeug und anderen alltäglichen Objekten angefüllt war, die mit Dinosauriern verziert waren. Das Werk hieß “Als Dinosaurier die Erde beherrschten (Toys R U.S.)” (When Dinosaurs Ruled the Earth (Toys R U.S.), 1994). Dions am meisten archäologische Projekte waren jedoch seine diversen ‘Ausgrabungen’ von Artefakten. Eine davon fand vor drei Jahren in Zusammenwirken mit der Tate Gallery in London statt. Im Rahmen dieser sogenannten “Tate Themse Ausgrabung” (Tate Thames Dig, 1999/2000) suchten Dion und ein Team von freiwilligen Helfern mitten in London das Ufer der Themse intensiv nach Artefakten ab. Die gefundenen Gegenstände wurden unter Beobachtung der Öffentlichkeit gesäubert, identifiziert und klassifiziert. Dann wurden sämtliche Funde – von Tierknochen über Spielzeug und Glasscherben bis hin zu Kreditkarten – systematisch sortiert und in einem grossen eigens angefertigten Kuriositätenkabinett sowie in fünf ‘Schatzkisten’ in der Tate Gallery ausgestellt. Über seinen Ansatz schrieb Dion (in Corrin et al 1997: 30): “During my digs into trash dumps of previous centuries I’m not interested in one moment or type of object, but each artefact – be it yesterday’s Juicy Fruit wrapper or a sixteenth-century porcelain fragment – is treated the same.”

Was soll man nun als Archäologe von derlei Werken halten? Man mag als Archäologe an der ‘Spurensicherung’ kritisieren, daß sie die archäologische Methodik nur oberflächlich parodiere und gar kein wirkliches Verständnis der Vergangenheit und ihrer materieller Kultur liefere, ja dieses auch gar nicht anstrebe. Dann wäre es nicht weiter von Belang für das Anliegen der Archäologie selbst, wie da ein paar Künstler archäologische Indizien und Methodik karikieren. Doch läßt sich die ‘Spurensicherung’ auch anders sehen und diskutieren. Ich möchte im folgenden insbesondere zwei Aspekte etwas näher ausführen, und zwar

(1)

die in den Werken der ‘Spurensicherung’ enthaltene implizite Kritik an der archäologischen Methode, und

(2) den Umstand, daß diese Kritik an der archäologischen Methode insofern fehl am Platze ist, als die ‘Spurensicherung’ gleichzeitig die Unzulänglichkeit des Indizienparadigmas vor Augen führt.

Zunächst zur in der ‘Spurensicherung’ unmittelbar enthaltenen Kritik an der archäologischen Methode. Wie schon gesagt, handelt es sich in vielen Fällen um Parodien und Karikaturen von Wissenschaftlichkeit, wie sie die Archäologie scheinbar ideal exemplifiziert. Doch dies ist alles andere als harmlos: “indem sie ihre Formen scheinbar übernimmt, ihre Inhalte aber denunziert” (Borbein 1981: 50), richtet sich die ‘Spurensicherung’ gegen die Verwissenschaftlichung unserer Welt. Trotz aller Sorgfalt und Exaktheit, wird hier ja keine wirkliche wissenschaftliche Arbeit dargestellt, und es werden keine wirklichen Aussagen über irgendeine tatsächliche Gegenwart oder Vergangenheit gemacht. Stattdessen wird auf etwas anarchistische Weise die Methode karikiert, mit deren Hilfe scheinbar absolutes Wissen gewonnen wird – Wissen, das den Kunstfälscher entlarven, den Mörder überführen, den Patienten heilen und die Vergangenheit zum sprechen bringen kann.

In der ‘Spurensicherung’ werden mitunter sehr persönliche Assoziationen und Erinnerungen evoziert, die darauf hinweisen, daß jenseits des absoluten Wissens etwas Wertvolles verschüttet liegt, das einer anderen Art der Aufdeckung bedarf. Dieses Etwas ist gerade deshalb wertvoll, weil es sich der modernen Wissenschaftswelt entzieht und eben nicht von der Archäologie oder einer anderen Wissenschaft ohnehin zu Tage gebracht wird (Schneider 1985: 12; Raap 1999). In diesem Sinne ist die ‘Spurensicherung’ so etwas wie Anti-Archäologie (vgl. Einzig 1996: 19, 208; Coles 1999: 31-2). Sie stellt die Authorität der Archäologen in Frage, indem sie auf das Nicht-Wissenschaftliche verweist – die Dinge, die uns als Wissenschaftler normalerweise entgehen, obwohl sie mindestens ebenso elementar und wichtig sind.

Meine zweite Überlegung führt sehr viel weiter. Die Kritik am archäologischen Indizienparadigma ist insofern fehl am Platze, als die ‘Spurensicherung’ selbst demonstriert, daß das Indizienparadigma auf ganz falschen Voraussetzungen beruht und im Grunde auch auf die Archäologie, wie wir sie gewöhnlich sehen, gar nicht anwendbar ist.

Anne und Patrick Poirier formulierten 1991 folgende programmatische Sätze über ihren fiktionalen Archäologen des sogenannten Mnémosyne-Projektes – wobei sie interessanterweise auch auf die Psychoanalyse rückverweisen:

 

“Dieser Archäologe ist ein hartnäckiger Psychiater, der in Fragmenten, in Etappen mit vorsichtigem und langsamen Herantasten die Erinnerung auszugraben sucht. Er untersucht die Erde, um sie zum Sprechen zum bringen. Und sie spricht, und enthüllt in ihren Spuren, in ihren Wunden ihre ganze vergrabene Geschichte.“ (zitiert nach Flaig 1999: 33)

Für die ‘Spurensicherung’ ist die spurenlesende Archäologie nur am Entdecken, Aufdecken, Archivieren, Klassifizieren und Beschreiben materieller Reste interessiert, die dann angeblich für sich sprechen und historische Wahrheiten offenbaren. Das wird deutlich bei den Poiriers, aber auch bei Mark Dion. Wichtig ist jeweils nicht, was genau gefunden wird und was uns dieser Fund über seine Geschichte erzählen kann, sondern der Prozess des Findens und Bearbeitens der Funde selbst.

Das aber scheint zunächst nicht viel mit Archäologie zu tun zu haben. Was eigentlich nur der erste Schritt umfassender Interpretationsarbeit auf dem Weg zu historischer Erkenntnis ist, wird von der ‘Spurensicherung’ zum eigentlichen Ziel erklärt (vgl. Borbein 1981: 58). Damit aber wird die Archäologie verkannt. Ähnlich bemerkte Lambert Schneider, daß Werke der ‘Spurensicherung’ durch ihre kriminalistischen Assoziationen in materiellen Spuren verankerte Direktzugänge zu einem historischen Ursprung suggerieren (Schneider 1985: 13). Doch das kann die Archäologie nicht leisten. Ein Verständnis der Archäologie als reiner Indizienwissenschaft wird ihrem tatsächlichen Anspruch und ihren vielfältigen Arbeitsweisen nicht gerecht. Sie kann eben nicht allein auf der Grundlage materieller Überreste oder Spuren die Vergangenheit quasi wiederauferstehen lassen (Flaig 1999: 34f.; Schneider 1999: 72).

Ein archäologischer Fund oder Befund muß erst als solcher interpretiert werden; was er besagt, ist abhängig von den Fragestellungen, Methoden und perspektivischen Erwartungen, mit denen Archäologen heute interpretieren und diese Interpretationen anderen gegenüber kommuniziert werden (vgl. Schneider 1985/86: 24f.; Pearson und Thomas 1994: 141-5, 156-8). Dies ist das zentrale Credo der interpretive archaeology (e.g. Tilley 1993; Thomas 1996: 62f.). John Barrett drückte deren Grundgedanken unlängst so aus:

 

“Artefacts mean nothing. It is only when they are interpreted through practice that they become invested with meanings […] Our knowledge is not grounded upon the material evidence itself, but arises from the interpretive strategies which we are prepared to bring to bear upon that evidence” (Barrett 1994: 168-9, 171).

Entsprechendes gilt für Jäger und Detektive, sowie für die Medizin, die Psychoanalyse, und die Kunstgeschichte. Immer ist es die Interpretation, die die Spur erst entstehen und signifikant werden läßt.

Donald Spence, ein Gegner von Freud’s archäologischer Metaphorik und der psychoanalytischen Sherlock-Holmes-Tradition, wies entsprechend darauf hin, daß die Psychoanalyse im Grunde spekulativ vorgeht, weil ein eindeutiger Zusammenhang zwischen beobachtbaren psychischen Phänomenen und zugrundeliegenden Ursachen in der Vergangenheit schlicht nicht existiere (Spence 1987). Die Vergangenheit des Patienten wird auf der Grundlage der dem Analytiker bekannten Fakten konstruiert (Jacobsen und Steele 1979; vgl. Mertens und Haubl 1996).

Auch in der Kriminalistik kommt es eigentlich nicht auf die Rekonstruktion des tatsächlichen Tathergangs an, sondern auf das Überzeugen des Gerichtes, bzw. der Jury, von einer bestimmten Version – also einer bestimmten Interpretation – des Tathergangs auf der Basis zahlreicher Annahmen und Hypothesen. Selbst Hercule Poirot’s gepriesene archäologische Methode kann nur eine hypothetische Rekonstruktion des Tathergangs liefern, die zwar alle Umstände sinnvoll erklären kann, aber am Ende unbeweisbar bleibt (Christie 1936: 186).

Insofern als das Indizienparadigma also eine unbestreitbare und eindeutige Beziehung zwischen Ursachen und Wirkungen impliziert, ist es irreführend. Jede Spur kann immer auch anders gelesen und interpretiert werden (Reve 1994). Nichts ist schwerer vorherzusagen als die Vergangenheit – auch darin erweist sich ein Zusammenhang zwischen Spurenlesen und Wahrsagen.

Ich sehe also zwischen ‘Spuren’ und ‘Botschaften’ bzw. zwischen ‘indexikalischen’ und ‘symbolischen’ Zeichen (nach C. S. Peirce) keine strikte Trennung. Meines Erachtens gilt erstens, daß Spuren und Indizien erst durch Interpretationen zu sinnvoll deutbaren Spuren bzw. Indizien werden und keineswegs interpretationsneutral sind. Es kann mitunter große Diskrepanzen darüber geben, ob eine bestimmte Beobachtung eine Spur bzw. ein Indiz ist (und wovon) oder nicht. Spurensichern und Spurenlesen lassen sich nicht trennen, sondern beide sind untrennbar miteinander verknüpft. Und es gilt zweitens, daß Spuren immer auch Symbole sein können, die Botschaften vermitteln, und daß es genau auf diese Botschaften vorrangig ankommt; man denke nur an Daumenabdrücke als Unterschrift, künstliche Patina und simulierte Abnutzung in Design und Mode, absichtliche Schuhabdrücke in frischem Beton oder die abgenutzte Grabungskelle als archäologisches Statussymbol.

Wenn das so ist, lassen sich in archäologischem Material kaum klare und methodisch relevante Unterscheidungen treffen zwischen Nicht-Spuren, Spuren und Botschaften: die erforderlichen Interpretationsleistungen zu ihrem Verständnis gleichen sich. Es handelt sich jeweils um Interpretationskonstrukte (Lenk 1993).

Sowohl das Indizienparadigma als auch die ‘Spurensicherung’ spiegeln demzufolge nicht die tatsächliche Arbeit der Archäologen wider. Für die Künstler scheint es auf das eigentliche Ziel der Archäologie – dem Verstehen der Vergangenheit anhand ihrer materiellen Überreste – auch gar nicht anzukommen. Was für sie wichtig ist, ist nicht der Ort wohin sie gelangen oder gelangen möchten, sondern der Weg, den Archäologen gehen und den sie selbst auch gehen möchten – “den Weg eines bestimmten Nachdenkens, Reflektierens und Erlebens” (Schneider 1985: 8).

Der Bezugspunkt der ‘Spurensicherung’ ist somit nicht die Vergangenheit, sondern, wie Nikolaus Himmelmann (1976: 174) es ausdrückte, die ‘symbolische Geste des Erinnerns’ selbst. Die Kunstwerke selbst erweisen sich so als Neuschöpfungen, die Archäologie nur zitieren und tatsächlich vor allem über ihre eigene Gegenwart und sich selbst sprechen; sie sind “Vehikel der Selbsterkenntnis” (Hegyi 1994; 9). Günter Metken resümmierte im einleitenden Kapitel des ‘Spurensicherung’-Buches wie folgt:

 

“Letztlich sind diese Ruinen, Reste, Spuren ein Anlaß zur eigenen Positionsbestimmung. Die Suche nach dem scheinbar Vorgegebenen wird vor allem eine Suche nach sich selbst, nach einem Standpunkt in der rasch wechselnden Gegenwart.” (Metken 1977: 14)

Es ist nicht das Endresultat, das zählt, sondern der Prozeß durch den der Künstler zu ihm gelangt (Edmonds und Evans 1991: 15-8; Renfrew 1999: 21). Lambert Schneider sprach deshalb auch davon, daß die ‘Spurensicherung’ ihren Gegenstand selbst erfinde (1985/86: 29).

Damit komme ich zu meinem dritten und letzten Abschnitt.

***

Am Beginn meines Vortrages zitierte ich Massimo Pallotino’s Vergleich der archäologischen Forschung mit kriminalistischen Untersuchungen. Interessanterweise setzte er sein Argument fort mit dem Vorschlag, daß es vielleicht gerade der Prozeß der Spurensuche und des Spurenlesens sei, der die Archäologie “so exciting to the general public” mache, “[the public] who derive such enjoyment from reading detective stories or following the twists and turns of court cases.”

Könnte es demnach nicht sein, daß auch die Archäologie selbst vor allem einen Weg und nicht ein Endziel verfolgt; daß nicht auch die Archäologie aus ständigen Neuschöpfungen besteht, die nur immer ihre eigenen Vorgänger zitieren, und tatsächlich vor allem über ihre eigene Gegenwart und sich selbst sprechen; daß nicht auch die Archäologie ihren Gegenstand immer neu erfindet?

Genau das scheint mir der Fall zu sein. Hier ist John Barrett, der mir noch einmal als beikräftigende Authorität dient:

 

“There is no actual past state of history ‘out there’ which is represented by our data and which is waiting for us to discover it. … All we have are the contexts of our desires to know a past, positions from which we may then examine the material conditions which others, at other times and from other perspectives, also sought to understand. We should treat this material as a medium from which it is always possible to create meaning, rather than a record which is involved in the transmission of meaning.” (Barrett 1994: 169-70)

Archäologische Funde sind also ein Medium, das immer wieder menschliches Verlangen nach Wissen über die Vergangenheit befriedigen kann. Insofern als das archäologische Spurenlesen ein archäologisches Indizienparadigma zitiert, mit dessen Hilfe man nur vermeintlich der Vergangenheit auf die Spur kommen kann, wird es zur Selbstparodie. In diesem Sinn ist die ‘Spurensicherung’ nicht fiktive Archäologie, sondern Archäologie fiktive Spurensicherung (Schneider 1999: 65-75).

Was wir als Archäologen tatsächlich tun, ist nicht immer tiefer in unsere eigene Geschichte vorzudringen, sondern Kommentare über sie anzuhäufen, die sich ändernde Positionen, Blickwinkel und Ansätze widerspiegeln. Die Suche nach der Vergangenheit ist die Suche nach uns selbst in sich rasch wechselnden Gegenwarten.

Die Archäologie erfüllt somit keine konkreten Bedürfnisse, die zu irgendeinem Zeitpunkt erfüllt sein mögen – “nun kennen wir die Vergangenheit” könnte man ja einmal sagen, “nun wissen wir, woher der Mensch kommt” – als daß sie ein tiefempfundenes Verlangen nach Vergangenheitsuche und -interpretation kultiviert und immer neu zum Ausdruck bringt (Lucas 1997: 9). Deshalb geht archäologische Forschung immer weiter, ganz unabhängig davon, ob man viel oder wenig findet; eine archäologische Sammlung ist nie komplett, wieviel auch immer man zu ihr hinzufügen mag; und man hat nie genügend Fundstellen vor der Zerstörung bewahrt, wieviel Notgrabungen und archäologische Reservate es auch geben mag.

Ein ähnliches Verlangen nach kontinuierlicher Standortvergewisserung findet sich, wenn man den Blickwinkel von der wissenschaftlichen Disziplin auf ein breiteres Publikum hin ausweitet. Was das Bild der Archäologie in den Medien angeht, so schrieb mir Tom Stern neulich (pers. Mitt.), daß seiner Meinung nach der Archäologe häufig die Rolle eines Magiers/Zauberers übernimmt, in dessen Person Vergangenheit und Gegenwart miteinander in direkte Verbindung kommen. Man könnte archäologische Ausgrabungen, so Stern, “als Rituale dieses Prozesses betrachten, die zur Definierung der Gegenwart notwendig werden, einem Schöpfungsprozess, an dem der Zuschauer jedes mal neu teilnehmen, an dem der Zuschauer auch jedes mal erneut seine eigene Person in Zeit und Raum festlegen kann.”

Archäologisches Arbeiten manifestiert sich dabei weithin vor allem im Bild des Wissenschaftlers, der unter abenteuerlichen Bedingungen Ausgrabungen durchführt und dabei wichtige Entdeckungen macht. Dieses Klischee kennzeichnet nicht nur den überwiegenden Teil der gegenwärtigen Berichterstattung über die Archäologie in den Medien, sondern auch populäre Darstellungen der Archäologiegeschichte. Das Bild des Archäologen ist fast immer das des der Sache vollkommen hingegebenen Abenteurers und Forschers, der Fundorte und Fundstücke für die Wissenschaft erschließt und in Besitz zu nehmen sucht. Er – fast immer ist es ein Er – ist ein stereotypischer Held, der sich auf eine Suche begibt, im Feld vielfach getestet wird, aber trotz allem eine spektakuläre Entdeckung machen kann und schließlich als der tugendsame Held heimkehrt (Zarmati 1995: 44).

Paradigmatisch ist dafür natürlich das Leben und die Karriere von Heinrich Schliemann (1822-1890; Zintzen 1998: ??). Wie kein anderer personifiziert er bis heute den archäologischen Helden, der ein Außenseiter ist und zwar schon früh die geographische Wahrheit des homerischen Berichtes ahnt, aber erst am Ende seines Lebens und unter großem persönlichen Einsatz schließlich in Troia die Entdeckungen macht, die ihm Recht zu geben scheinen, ihm in Deutschland Anerkennung bringen und ihn zum Volskhelden machen. Schliemanns Lebensgeschichte wurde schon von ihm selbst mythisch verklärt. Besonders einflußreich war aber insbesondere der 1949 publizierte Bestseller Götter, Gräber und Gelehrte des Autors Kurt W. Marek alias C. W. Ceram, in dem auch Schliemanns Leben dargestellt wurde.

Ceram erzählte in diesem Buch, das seitdem in 25 Sprachen übersetzt wurde und weltweit fast zwei Millionen mal verkauft wurde, die Geschichte berühmter archäologischer Entdeckungen im östlichen Mittelmeergebiet, dem Nahen Osten und Zentralamerika. Sein Erfolgsrezept bestand aus einer Mischung von vielerlei historischen Fakten und freier Ausmalung, die es dem Leser stets ermöglichten sich mit dem jeweiligen Helden emotional zu identifizieren. Typisch für das hier entstandene Genre des archäologischen Tatsachenromans ist die ständige Betonung des Geheimnisvollen, das Abenteuer und die damit verbundenen Entbehrungen archäologischer Ausgrabungen, und die schließliche Belohnung im Moment der Entdeckung, der archäologische Schätze oder umwälzende Einsichten offenlegt, dadurch Licht ins Dunkle bringt und wissenschaftliche Anerkennung zur Folge hat (Schörken 1995: 71-84).

In Cerams Fußspuren traten später unter anderem Geoffrey Bibby, Rudolf Pörtner und Philip Vandenberg, die im wesentlichen ein ähnliches Erfolgsrezept anwendeten, das noch immer viele Menschen begeistert. Im Mittelpunkt jeder Geschichte stand dabei, ähnlich wie in der Kriminalgeschichte, der Entdeckungsprozeß. Amateurarchäologen beziehen von diesem Motiv bis heute gelegentlich Motivation für ihre eigenen Forschungen. Doch für sie bewahrheitet sich zumeist, was auch für Schatzsuchergeschichten im Film gilt, nämlich, daß die eigentliche Belohnung für die ausgestandenen Strapazen und etwaigen materiellen Einsatz nicht im Wert des Schatzes besteht, sondern im Abenteuer der Suche selbst (Fritze 1983: 220).

Selbst für Sigmund Freud waren die Strapazen und Abenteuer, die einer Entdeckung vorangehen, ein zentraler Bestandteil seiner archäologischen Methode in der Psychoanalyse:

 

“Der narzißtische Ruhm Schliemanns sollte dem neurotischen Menschen die Arbeit an der Erinnerung verschönen. Jeder konnte sich insgeheim wie ein berühmter Archäologe fühlen, und die Strapazen der Ausgrabung waren der Unlust vergleichbar, die sich angesichts von Widerständen, alles zu erzählen, einstellten. Wenn Heinrich Schliemann bei jedem Wetter auf freiem Feld arbeitete, dann durfte der Patient keine Mühe scheuen, um sich der von Freud entwickelten Methode der freien Assoziation eifrig zu widmen und Schicht für Schicht in der Erinnerung freizulegen.” (Mertens and Haubl 1996: 18-9)

Auch Archäologen geben dem Entdeckungsprozeß gerne eine zentrale Bedeutung in der Darstellung ihres Faches nach außen. Strapazen des Ausgrabens und den Moment der Entdeckung können Kinder zum Beispiel im englischen Flag Fen nachempfinden, wo der Archäologe und derzeitige Präsident des Council for British Archaeology, Francis Pryor, eine Sandkiste hat errichten lassen, in der zuvor eingegrabene Schätze ihrer Entdeckung harren. Das erinnert ganz ungemein an die Ausgrabungen, die im 18ten Jahrhundert wichtigen Besuchern von Pompeij vorgespielt wurden. Dort wurden bereits ausgegrabene Gebäude mit Münzen und Statuen angefüllt und mit Erde überschüttet, um dann in Anwesenheit der Ehrengäste mit wohlgeprobten Ausrufen der Überraschung neu entdeckt zu werden (Leppmann 1966: 86).

Die populäre Faszination, die von der Archäologie ausgeht, wird demnach vor allem von den (vermeintlichen oder wirklichen) Charakteristika des archäologischen Forschungsprozesses gespeist. Auch die enorme Popularität der britischen Fernsehserie Time Team mag hier ihre Ursache finden. Während der einstündigen Sendungen, die normalerweise jeweils eine 3-tägige Ausgrabung dokumentieren, sieht man ein Team von Archäologen in action. Sie graben so schnell und machen so viele Entdeckungen, daß der Moderator Tony Robinson ständig von Schnitt zu Schnitt herumrennt, um das Geschehen ja auch alles mitzubekommen. Dazu werden eine Reihe von Experten eingeschaltet, deren einlaufende Analyseergebnisse die Interpretationen der Archäologen ständig verändern und verfeinern.

Mein letztes Beispiel zeigt eine deutsche Sonderbriefmarke vom letzten Jahr: Sie heißt “Archäologie in Deutschland” und illustriert weder den archäologischen Interpretationsprozeß noch irgendeine historische Erkenntnis. Stattdessen wurde eine archäologische Spur gewählt, die sich auf zwei Ebenen lesen lässt. Zunächst ist diese Spur das direkte Ergebnis einer archäologischen Untersuchung – die Grabungskanten sind deutlich erkennbar, im Inneren des größten Raumes liegt offensichtlich ein Meßstock und es handelt sich also ganz offensichtlich um ein Grabungsfoto. Auf einer zweiten Ebene illustriert dieses Bild, aus dem nicht hervorgeht, wo genau der Fundort liegt, das kollektive Bemühen der deutschen Länder archäologische Fundstätten als historisches Kulturerbe aufzufinden, zu schützen und zu erforschen. Archäologie in Deutschland also wird hier ganz im Sinne der Spurensicherung durch die materielle Bezeichnung ihres Prozesses und nicht durch ihre Ergebnisse charakterisiert.

All diese Beispiele sollen unterstreichen, daß es in aller Regel der Forschungsprozeß und nicht irgendein bestimmtes Forschungsergebnis ist, auf das es in der Archäologie ankommt. Anders ausgedrückt heißt das, daß die Archäologie nicht deshalb für unsere Zeit Bedeutung hat, weil sie bestimmte Einsichten über die Vergangenheit liefert, sondern weil der Prozess des archäologischen Arbeitens selbst bedeutungsvoll ist.

Wie ich gezeigt habe, ist dies der Fall für den Wissenschaftler, der sozusagen stellvertretend für die Gesellschaft die materiellen Überreste der Vergangenheit als Medium der Selbstdefinition für seine eigene Gegenwart erschließt und bedeutungsvoll macht. Es trifft aber auch auf das Laienpublikum zu, dessen Begeisterung für archäologisches Suchen und Entdecken vielleicht sein eigenes Bedürfnis nach Standortvergewisserung zum Ausdruck bringt.

Genau darin aber finden Archäologie, das Indizienparadigma und die ‘Spurensicherung’ letztlich doch einen gemeinsamen Nenner. Denn alle drei sind Gesten des Erinnerns und Ausdruck einer bestimmten Art des Reflektierens und Erlebens der Vergangenheit und ihrer materiellen Überreste in der Gegenwart. Sie alle produzieren Neuschöpfungen, die die Vergangenheit in die Gegenwart übersetzen und dabei im Grunde nur der Selbsterkenntnis dienen.

 

Anmerkung
Ich danke Stefan Altekamp für die Einladung zum Berliner Vortrag.

 

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